Interview mit Dr. Pauer
Wie fühlt es sich an, neun Jahre Schulleiter an einem Gymnasium zu sein und damit auch das "Schulleiter-Abitur" abgelegt zu haben?
Ich habe tatsächlich in meiner Rede auf unserer diesjährigen Abiturfeier erwähnt, dass ich nun auch mein ganz persönliches G9 abgeschlossen habe. Es ist auf alle Fälle ein gutes Gefühl. Besonders freue ich mich darüber, dass die Schülerinnen und Schüler, die ich vor neun Jahren aufgenommen habe, inzwischen sehr erfolgreich ihre Abiturprüfungen abgelegt haben. Diese Entwicklung miterleben zu dürfen, zu sehen, wie junge Menschen ihr Potenzial entfalten, ist für mich eine große Freude. Dankbar bin ich auch für die hervorragende Arbeit des Kollegiums und den offenen Austausch mit den Eltern, die diesen Weg begleiten. Zugleich habe ich ein gut geführtes Gymnasium übernommen: Das war Ansporn und Verpflichtung zugleich. In den vergangenen Jahren ist uns gemeinsam viel gelungen: Die bauliche Weiterentwicklung des Schulhauses war und ist eine große Aufgabe. Die Stadt hat bereits ein siebenstelliges Investitionsvolumen bei uns realisiert, insbesondere für Brandschutz und Digitalisierung. Das ist ein starkes Signal, dass das Auguste-Pattberg-Gymnasium in seiner Bedeutung wahrgenommen wird.
Wie war Ihr Start am Auguste-Pattberg-Gymnasium vor neun Jahren?
Von Beginn an habe ich eine sehr offene Kommunikation erlebt. Die Zusammenarbeit mit dem Personalrat war ausgesprochen konstruktiv, und die Willkommenskultur der Schule war für mich persönlich eine große Hilfe. Bei über 1000 Schülerinnen und Schülern und knapp 90 Kolleginnen und Kollegen war eine schnelle Einarbeitung unabdingbar. Dass dies gelungen ist, verdanke ich dem großen Engagement aller Beteiligten.
Was waren die größten Herausforderungen?
Die größten Herausforderungen lagen sicher darin, eine Schule dieser Größe auf Kurs zu halten und dabei den individuellen Bedürfnissen jedes Einzelnen gerecht zu werden. Hinzu kamen zum Beispiel vor fünf Jahren die besonderen Belastungen durch die Pandemie, die alle, Schülerinnen und Schüler, Kollegium und Eltern, stark gefordert haben. Schule musste plötzlich unter völlig veränderten Bedingungen stattfinden. Diese Zeit hat uns aber auch gezeigt, wie wichtig Zusammenhalt, digitale Kompetenzen und verlässliche Strukturen sind.
Welche Rahmenbedingungen ändern sich mit G9 neu?
Für uns ist G9 kein völliges Neuland, da das Auguste-Pattberg-Gymnasium bereits als Modellschule für G9 wertvolle Erfahrungen gesammelt hat. In Bereichen wie lernwirksame Begleitung im Mentorat, Berufsorientierung und Demokratiebildung haben wir seit Jahren zukunftsweisende Strukturen aufgebaut. Viele Aspekte der fünf Innovationselemente, die mit G9neu nun flächendeckend eingeführt werden, leben wir längst im Alltag: etwa die Stärkung der Kernfächer, die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung oder unser verantwortliches Medienkonzept, auf dessen Grundlage wir unsere Schülerinnen und Schüler dazu befähigen möchten, sachgerecht, selbstbestimmt, verantwortungsbewusst und kreativ in der medial geprägten Medienwelt zu agieren. Insofern können wir mit G9 neu auf Bewährtes zurückgreifen und zugleich Neues weiterentwickeln.
Was hat sich in Ihrer Zeit als Schulleiter alles verändert?
Schule ist immer im Wandel, aber die Werte bleiben, die uns Orientierung geben und übrigens auch in unserem schulischen Leitbild verankert sind: Respekt, Verantwortungsbewusstsein, Leistungsbereitschaft, aber auch Solidarität und Menschlichkeit. In diesen Werten liegt für mich das Fundament, das auch Veränderungen trägt. Sie helfen, Neues nicht als Bruch, sondern als Weiterentwicklung zu verstehen.
Was hat sich am Schulgebäude verändert?
Die Schule hat in den vergangenen Jahren große Investitionen erfahren: Brandschutzmaßnahmen, umfassende digitale Ausstattung und die Modernisierung zentraler Bereiche. Zum Beispiel wurden die Fachräume der Naturwissenschaften an die neusten Standards angepasst und bieten nun die allerbesten Bedingungen für naturwissenschaftlichen Unterricht. Hinzu kommt, dass im Rahmen der Digitalisierung alle Unterrichtsräume mit einer Ausstattung versehen wurden, die den Einsatz neuer digitaler Medien ermöglichen. Der gesamte Verwaltungsbereich wurde außerdem saniert und komplett neugestaltet, weil das APG so stark gewachsen ist. Die Stadt hat uns hier sehr unterstützt, und es ist gut zu sehen, welchen hohen Stellenwert Bildung bei der Stadt Mosbach als unserem Schulträger einnimmt.
Welche Projekte warten in Zukunft?
Ein großes Projekt ist die weitere Sanierung des Gebäudes. Besonders wichtig ist mir die barrierefreie Gestaltung des Haupteingangs, damit unsere Schule wirklich ein Ort für alle ist. Darüber hinaus gilt es, die Digitalisierung nachhaltig weiterzuführen. Auch in diesem Punkt war das APG schon seiner Zeit voraus: Schon 19XX, also lange vor meiner Zeit, wurde das Dach des Schulgebäudes mit Solarmodulen zur Energiegewinnung versehen.
Was haben Sie sich für Ihr zehntes Jahr als Direktor vorgenommen?
Mein Ziel ist es, gemeinsam mit meinem engagierten Kollegium die Einführung von G9 neu erfolgreich umzusetzen und dabei Beständigkeit zu vermitteln, gerade in einer Welt, die für junge Menschen oft unbeständig erscheint. Wir möchten Orientierung geben, Vertrauen in die eigene Zukunft stärken und unser Gymnasium gemeinsam mit dem Kollegium und den Eltern so weiterentwickeln, dass es auch in den kommenden Jahren ein Ort ist, an dem sich junge Menschen fachlich und menschlich entfalten können.
Die Aufgabe des Gymnasiums ist es, junge Menschen auf eine Welt vorzubereiten, die sich rasant verändert. Dabei wird auch Künstliche Intelligenz zweifellos eine Schlüsselrolle spielen, in Studium, Beruf und Gesellschaft. Daher müssen wir unsere Schülerinnen und Schüler befähigen, mit diesen Werkzeugen verantwortungsvoll und kritisch umzugehen.
Es reicht nicht, nur die technischen Möglichkeiten zu kennen. Genauso wichtig ist es, die Grenzen und Risiken von KI einschätzen zu können: Fragen nach Datenschutz, nach Urheberrecht, nach Manipulation und nach ethischen Maßstäben gehören unbedingt dazu. Gleichzeitig soll KI den Unterricht nicht ersetzen, sondern ihn als Hilfsmittel bereichern, das Kreativität und eigenständiges Denken unterstützt.
Ein Gymnasium muss also zweierlei leisten: zum einen die Vermittlung fundierter Kenntnisse in den Fächern, die auch in einer KI-geprägten Welt unverzichtbar bleiben, zum anderen die Förderung jener Kompetenzen, die keine Maschine übernehmen kann, nämlich kritisches Denken, Leistungsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit und Empathie. Darin sehe ich eine unserer vordringlichen Aufgaben, die ich aber nicht allein lösen kann, sondern immer nur gemeinsam mit dem Kollegium, den Schülerinnen und Schülern, deren Eltern und allen am Schulleben Beteiligten.