Lesen ist Kino im Kopf
Große Spannung bei den Lesungen der bekannten Jugendbuchautorin Cornelia Franz für die 5. und 6. Klassen des Auguste-Pattberg-Gymnasiums
Lesen ist Kino im Kopf, und wie packend dieses Kopfkino sein kann, zeigte sich vom ersten Augenblick an, als die Jugendbuchautorin Cornelia Franz vor den Fünft- und Sechstklässlern aus ihrem Roman „Wildesland“ las. Kaum hatte sie zu sprechen begonnen, lag eine fast greifbare Spannung im Raum: Mucksmäuschenstill wurde es im GTR, und in den Gesichtern spiegelte sich die Erwartung, gleich in ein großes Abenteuer hineingezogen zu werden – und der Roman erfüllt diese Erwartungen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der häufig unbeherrschte Matthis, der nach einem heftigen Streit mit seiner Familie und einem traumatischen Unfallerlebnis, an dem er sich die Schuld gibt, in den Wald flieht, nur begleitet von seinem Hund, der ihm Halt gibt. Dort beginnt für ihn eine Zeit der Unsicherheit, der Selbsterfahrung und langsam wachsender Einsicht. Ohne jede romantische Naturverklärung schildert Cornelia Franz den Weg des Jungen, der allmählich zu sich selbst findet.
Cornelia Franz las mit einer Ruhe und Präzision, die die Schülerinnen und Schüler tief in die Geschichte hineinzog; man konnte beinahe spüren, wie die Bilder in den Köpfen des jungen Publikums lebendig wurden. Immer wieder hielt die Autorin inne, um mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen, die Fantasie anzuregen und das Textverständnis zu vertiefen. Die Kinder äußerten Vermutungen, bewerteten das Verhalten der Figuren und sagten Handlungsverläufe voraus, sodass der literarische Text für sie plastischer und unmittelbar erfahrbar wurde und sie das Gehörte umso intensiver erleben konnten. Besonders informativ war der Eindruck in den Literaturbetrieb, den Cornelia Franz ermöglichte. Gern beantwortete sie alle Fragen, sprach über Ideenfindung, Figurenentwicklung, die enge Zusammenarbeit mit dem Lektorat und den langen Weg von der Idee, vom ersten Satz bis zum fertigen Buch. Den Kindern wurde deutlich, wie viel Zeit, Sorgfalt, Geduld und Teamarbeit hinter einem Jugendbuch stehen.
Ermöglicht wurden die Lesungen durch den Förderkreis des Auguste-Pattberg-Gymnasiums, der die Leseförderung seit Jahren engagiert unterstützt. „Dafür sind wir unserem Förderkreis sehr dankbar“, ist man sich in der Fachschaft Deutsch einig und unterstreicht die Bedeutung der Lesungen. „Sie fördern die Leselust, stärken das Ausdrucksvermögen und können dazu beitragen, sich selbst und andere besser zu verstehen. Damit hat die Begegnung mit literarischen Texten einen hohen sozialen Wert“, unterstrich StRin Susanne Molnár, die als Deutschlehrerin am APG häufig selbst in 5. und 6. Klassen unterrichtet. Am Ende standen strahlende Gesichter, Autogramme und vor allem der Wunsch, den Roman weiterzulesen. Dieser Wunsch ist erfüllbar: In der „Leseinsel“, der Schülerbibliothek, steht der Titel bereits zur Ausleihe bereit.
Claudia Schmidt